Moin! Mal scharf nachdenkend, warum ich eigentlich hier bin, hab ich beschlossen, mal ein hochtonales Loblied in drei Akten auf die HÍ zu summen: die “Háskóli Íslands”. Uni muss ja auch mal sein.
Da wären erstmal die Professoren, von denen es erstaunlich viele gibt. In allen Kursen haben wir mehrere von Ihnen, die sich, je nach Spezialgebiet, die Vorlesungen zuschustern. Da mein isländisch doch noch nicht soweit fortgeschritten ist, wie ich gehofft hatte (ich kann ein Bier bestellen und ein paar mehr Standardsätze), belege ich nur Kurse aus dem sehr reichhaltigen Englisch-Angebot. Einer der Kurse wäre eigentlich isländisch gewesen, aber da zwei Austauschstudenten sich eingetragen haben, hat der (um die 80 jährige) Prof problemlos von isländisch auf englisch gewechselt – und keinen störts. Alle Professoren werden mit Vornamen angesprochen (in deutsch: “Ey, Paule, komm mal ran”), sowas wie Sprechstunden gibt es nicht, die Büros sind immer für alle offen.
Mein Unigebäude, Askja, ist neu und feinstens ausgerüstet mit allem möglichen Schnickschack, es gibt viele Labore, und als ambitionierter Student (könnte) man dieselben für diverse eigene Experimente und Projekte nutzen. Trotzdem ist es nur drinnen doch irgendwann eintönig, weshalb es gut ist, dass es von fast jedem Kurs mindestens eine mehrtägige Exkursion gibt. Wobei ich zugeben muss, dass es hier auch etwas einfacher ist, Exkursionen zu besonderen Formationen zu organisieren (meine Kurse dieses Jahr sind Vulkanologie, Glaziale Geologie, Minerale und Georesourcen und zum Ende des Semesters eine 8-tägiger Field Trip mit allem möglichen Kladderatatsch wie Palaeontologie, Sedimentologie und Stratigraphie).
Das Herz des Campus ist “Háskólatorg”. Hochmodisch designt (vor der Finanzkrise) gibt es dort die Mensa mit nem Laden fürs leibliche Wohl, einen Buchladen, Computerraum, ein paar Büros und eine geniale Einrichtung namens “Service-Desk”. Da sitzen rund um die Uhr hoch kompetente Uniangestellte und helfen einem in allen Belangen des Unialltags weiter – das entwirrt auf angenehme Art und Weise das Bürokratenknäul und ist gut genug, dass andere Unis sich da mal was abgucken könnten. Öfters finden dort über die Mittagszeit mal kleine Konzerte statt, diverse Thementage werden dort abgehalten (am Samstag ist zum Beispiel Japan-Tag – yeah). Irgendwo da ist auch das Rechenzentrum, in dem der Server fürs “Ugla” steht. Das ist das Uni-Netzwerk, das ich mir immer gewünscht hab. Mit seinem Benutzernamen und Passwort ausgerüstet kann man sich da für Kurse eintragen/austragen, seinen Stundenplan anhimmeln, seine Noten, die Kurswebseiten mit allen Materialien und Diskussionsseiten bestaunen, Druckergeld aufladen, seine Emails verwalten und und und – vorbildlich!
Zur Uni bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, dass sie mein Herz endgültig mit den “Science Trips” gewonnen hat. Die hatte ich ja schonmal erwähnt, und es ist immer noch super. Letzten Freitag gings zu “Orkuveita Reykjavíkur”, der größten isländischen Geothermalgesellschaft. Nach interessantem Vortrag und Führung durchs (geniale!) Haus sah es so aus
Freibier (ab 17Uhr)! Danach wurde man (wie immer) mitm Bus direkt in die Innenstadt gekachelt, wo eine Bar billiges Bier gestellt hat – allerdings konnt ich nicht so lange bleiben, da ich nach Hause musste um (hochnüchtern) meine Geburstagsparty vorzubereiten. Um 9 sind da die ersten Gäste eingetrudelt, und bis um 1 gings dann fröhlich so weiter – Bilder spar ich mir auf Grund gewisser Lesergruppen lieber. Erwähnenswert ist hier, dass ich außer zahlreichem Bier als Geschenken (ich weiß nicht warum) noch ne Spritzpistole, nen Kaktus, den besten Kuchen der Welt und nen Spielpartner für Morten gekriegt habe – ehrlich, gehts noch besser?
Um 7.30Uhr war auch diese Nacht vorbei. Und mein Handy weilt seitdem an irgendeinem besseren Platz, ich hoffe es geht ihm gut.
Vollkommen Katerfrei haben sich 5 Recken dann am Sonntag aufgeschwungen, einen der schönsten Strände der Welt zu besuchen und deftig zu grillen. Da muss ordentlich Fleisch aufn Rost! Den Strand hab ich auch schonmal erwähnt, aber davon kann man nicht genug kriegen.
Das Leben hält auch viele kleine Freuden bereit, wie ein schönes Unwetter im Whirl-Pool, mit Hagel und dem ersten Blitz und Donner seit Jahren (interessant die Kompetenz in Sachen Blitz hier zu sehen, alle Isländer sind erstmal schnell ins Wasser gerannt), Nordlichter über Reykjavík, immer längere Tage und viele nette neue Austauschstudenten. Schöne Sache das. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung, und wer jetzt anruft kriegt einen Basaltstein gratis dazu. Also, erstmal tschüs und so Sachen, ich muss mich jetzt auf den nächsten Science-Trip vorbereiten.
Wahnvorstellungen:
Der (windbedingt) sehr kurze Weg aus dem Haus,
gleicht sich heimwärts recht gut aus.
p.s. wer mehr Bilder sehen will, die facebook-adresse gilt immer noch