Freitag, 22. Januar 2010

Sommer

Moin! Mal scharf nachdenkend, warum ich eigentlich hier bin, hab ich beschlossen, mal ein hochtonales Loblied in drei Akten auf die HÍ zu summen: die “Háskóli Íslands”. Uni muss ja auch mal sein.

Da wären erstmal die Professoren, von denen es erstaunlich viele gibt. In allen Kursen haben wir mehrere von Ihnen, die sich, je nach Spezialgebiet, die Vorlesungen zuschustern. Da mein isländisch doch noch nicht soweit fortgeschritten ist, wie ich gehofft hatte (ich kann ein Bier bestellen und ein paar mehr Standardsätze), belege ich nur Kurse aus dem sehr reichhaltigen Englisch-Angebot. Einer der Kurse wäre eigentlich isländisch gewesen, aber da zwei Austauschstudenten sich eingetragen haben, hat der (um die 80 jährige) Prof problemlos von isländisch auf englisch gewechselt – und keinen störts. Alle Professoren werden mit Vornamen angesprochen (in deutsch: “Ey, Paule, komm mal ran”), sowas wie Sprechstunden gibt es nicht, die Büros sind immer für alle offen.

Mein Unigebäude, Askja, ist neu und feinstens ausgerüstet mit allem möglichen Schnickschack, es gibt viele Labore, und als ambitionierter Student (könnte) man dieselben für diverse eigene Experimente und Projekte nutzen. Trotzdem ist es nur drinnen doch irgendwann eintönig, weshalb es gut ist, dass es von fast jedem Kurs mindestens eine mehrtägige Exkursion gibt. Wobei ich zugeben muss, dass es hier auch etwas einfacher ist, Exkursionen zu besonderen Formationen zu organisieren (meine Kurse dieses Jahr sind Vulkanologie, Glaziale Geologie, Minerale und Georesourcen und zum Ende des Semesters eine 8-tägiger Field Trip mit allem möglichen Kladderatatsch wie Palaeontologie, Sedimentologie und Stratigraphie).

Das Herz des Campus ist “Háskólatorg”. Hochmodisch designt (vor der Finanzkrise) gibt es dort die Mensa mit nem Laden fürs leibliche Wohl, einen Buchladen, Computerraum, ein paar Büros und eine geniale Einrichtung namens “Service-Desk”. Da sitzen rund um die Uhr hoch kompetente Uniangestellte und helfen einem in allen Belangen des Unialltags weiter – das entwirrt auf angenehme Art und Weise das Bürokratenknäul und ist gut genug, dass andere Unis sich da mal was abgucken könnten. Öfters finden dort über die Mittagszeit mal kleine Konzerte statt, diverse Thementage werden dort abgehalten (am Samstag ist zum Beispiel Japan-Tag – yeah). Irgendwo da ist auch das Rechenzentrum, in dem der Server fürs “Ugla” steht. Das ist das Uni-Netzwerk, das ich mir immer gewünscht hab. Mit seinem Benutzernamen und Passwort ausgerüstet kann man sich da für Kurse eintragen/austragen, seinen Stundenplan anhimmeln, seine Noten, die Kurswebseiten mit allen Materialien und Diskussionsseiten bestaunen, Druckergeld aufladen, seine Emails verwalten und und und – vorbildlich!

Zur Uni bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, dass sie mein Herz endgültig mit den “Science Trips” gewonnen hat. Die hatte ich ja schonmal erwähnt, und es ist immer noch super. Letzten Freitag gings zu “Orkuveita Reykjavíkur”, der größten isländischen Geothermalgesellschaft. Nach interessantem Vortrag und Führung durchs (geniale!) Haus sah es so aussci1

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Freibier (ab 17Uhr)! Danach wurde man (wie immer) mitm Bus direkt in die Innenstadt gekachelt, wo eine Bar billiges Bier gestellt hat – allerdings konnt ich nicht so lange bleiben, da ich nach Hause musste um (hochnüchtern) meine Geburstagsparty vorzubereiten. Um 9 sind da die ersten Gäste eingetrudelt, und bis um 1 gings dann fröhlich so weiter – Bilder spar ich mir auf Grund gewisser Lesergruppen lieber. Erwähnenswert ist hier, dass ich außer zahlreichem Bier als Geschenken (ich weiß nicht warum) noch ne Spritzpistole, nen Kaktus, den besten Kuchen der Welt kuc und nen Spielpartner für Morten gekriegt habe – ehrlich, gehts noch besser?

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Um 7.30Uhr war auch diese Nacht vorbei. Und mein Handy weilt seitdem an irgendeinem besseren Platz, ich hoffe es geht ihm gut.

Vollkommen Katerfrei haben sich 5 Recken dann am Sonntag aufgeschwungen, einen der schönsten Strände der Welt zu besuchen und deftig zu grillen. Da muss ordentlich Fleisch aufn Rost! Den Strand hab ich auch schonmal erwähnt, aber davon kann man nicht genug kriegen.str1

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Das Leben hält auch viele kleine Freuden bereit, wie ein schönes Unwetter im Whirl-Pool, mit Hagel und dem ersten Blitz und Donner seit Jahren (interessant die Kompetenz in Sachen Blitz hier zu sehen, alle Isländer sind erstmal schnell ins Wasser gerannt), Nordlichter über Reykjavík, immer längere Tage und viele nette neue Austauschstudenten. Schöne Sache das. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung, und wer jetzt anruft kriegt einen Basaltstein gratis dazu. Also, erstmal tschüs und so Sachen, ich muss mich jetzt auf den nächsten Science-Trip vorbereiten.

Wahnvorstellungen:

Der (windbedingt) sehr kurze Weg aus dem Haus,

gleicht sich heimwärts recht gut aus.

 

p.s. wer mehr Bilder sehen will, die facebook-adresse gilt immer noch

Mittwoch, 13. Januar 2010

Worte zum Mittwoch

góðan daginn und hallo. aufgrund der aufstrebenden wetterlage habe ich mal ein farbenfroheres hintergrundbild genommen, welches in seiner entzückenden verwesung eine geradezu kindliche unschuld vermittelt. soviel dazu.

ja, unschuldig, weihnachten. meinen 24.abend habe ich dieses jahr ja hier verbracht, mal was neues. meine australierin des vertrauens und ich haben irgendwie den tag verbracht (wir wissen beide nicht mehr was genau wir gemacht haben – wahrscheinlich nicht zu viel), dann hab ich mit versammelter familie videotelefoniert und durfte den göttlichen gesängen meiner geschwister lauschen. trotz einiger technischer problem…chen war das doch ne schöne sache. danach sind austri und ich ab zum guesthouse aurora, wo eine spanisch-finnische coproduktion ein festliches mahl zusammengezaubert hat. später hat dann ein leicht lallender weihnachtsmann (seines zeichens estonier) die geschenke verteilt und vehement auf seine gedichte (von allen) und dankesküsse (von den mädchen) bestanden. für familienfeiern würde ich ihn nur bedingt empfehlen. dem wodka auch nicht ganz absagend hatte ich dann um mitternacht viel spaß in der weihnachtsmesse, wo ich mit nem teil des chores die ganze liturgie mitsingen durfte – allerdings habe ich mich noch besser gehalten als björn (auch aus deutschland), der vorher von schwiegervater in spee zum likörtrinken genötigt wurde und gewisse probleme beim finden der seiten hatte. ein schöner abend!

den ersten weihnachtsfeiertag verbringt man als gastisländer natürlich…im wasser! wir haben uns deshalb wieder für den heißen fluss entschieden, weil der gut zu erreichen ist (und die schwimmbäder zu hatten). der hinweg war garnicht so einfach, da es irgendwie eisig war. mit gefrorenen flüssen

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gefrorenem boden (ich liebe diese kristalle)

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und gefrorenem…allgemein

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nach diesen hürden ist man irgendwann dann da, beim heißen fluss des vertrauens (ratet, welcher der beiden kalt und welcher heiß ist)

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da muss man dann nur noch ein paar nackige engländer vertreiben, die nicht mit besuch gerechnet haben, und dann ab ins wohltemperierte nass

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was die ganze freude ein bisschen verleidet ist allerdings das rauskommen und wieder in die ebenfalls gefrorenen sachen steigen – gut für die durchblutung.

habe ich schon erwähnt, dass ich eiskristalle mag?

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ja, und dann war natürlich irgendwann silvester. dazwischen lagen diverse partynächt, die ich jeweils komplett kater-frei überstanden hab (meine mitbewohnerin hasst mich seitdem unterschwellig).

jap, jetzt wären eigenlich videos vom abend vor silvester (große isländische demonstrationen vorm parlament und super konzert) und direkt silvester (spannung pur) dran. aber das internet lässt sich bitten, und ich bitte nicht gerne – das wird nachgereicht.

erwähenswert wäre außerdem noch ein tagesausflug auf die Reykjanes halbinsel, den wir kurz vorm anfang des semesters (montag) noch gemacht haben. dabei ist auch dieses wunderschöne fischleichenfoto entstanden (himmlischer geruch in der gegend) und wir konnten viele traumzauberausblicke genießen. die halbinsel ist im südwesten, direkt unter reykjavik, und ist eine der aktivsten vulkanischen zonen islands. an ihr kommt kein tourist vorbei, sei es wegen der landschaft, der blauen lagune oder auch nur, weil der internationale flughafen auf ihr liegt.

ein bild sagt mehr als tausend worte, deswegen folgen jetzt mehr als 7000 worte – ich bitte das zu bewundern. zuerst nochmal eine gut fischige angelegenheit (wartet nur aufs geruchsinternet)

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später konnten wir dann beweisen, was für weltgewandte personen wir sind, indem wir einfach zwischen den kontinenten (hier eurasien und nordamerika) hin und hergesprungen sind

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außerdem kann man natürlich immer den ozean bewundern – um ihn noch spannender zu machen, hilft der gute alte trick, einfach ein paar leute im vordergrund zu positionieren

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steine gibts immer zu bewundern, hier mal ein schön verwitterter sandstein und die wahrscheinlich schönste kissenlava der welt

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und last but noch least (bzw. falls noch jemand liest) kann man in der dämmerung auf einem spiegelglatten see immer sehr viel spaß haben

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geburtstag hatt ich ja auch schon wieder, danke für die vielen glückwünsche! feiern werde ich diesen freitag, gleich nach dem ersten freibier-sciencetrip des semesters, was vielleicht diesmal doch in einem kater resultieren könnte. das semester hat wieder angefangen, die meisten sind wieder da und es regnet gerade – das zweite mal, seit ich in reykjavik bin. das muss mir mal einer nachmachen.

ich danke für die aufmerksamkeit, wünsche eine geruhsame nacht und sjáumst!

waltran:

tote fische, teures bier,

trotzdem, doch, gefällts mir hier.