Sonntag, 21. März 2010

Bäääääääm hats gemacht

In Reykjavík gibt es 2 erwähnenswerte Tiergruppierungen. Zuerst wären da mal die allgegenwärtigen Katzen. Sympathischerweise bevorzugen die ansässigen Wikinger nämlich selbige gegenüber Hunden, sodass man hier sehr oft rotzfrechen Repräsentanten begegnet. Die haben nämlich (wer nämlich schreibt mit h ist dämlich) sich einige der Wikinger Sitten angeeignet und sind teilweise recht bedacht darauf ihre Streicheleinheit zu kriegen. Schüchternheit sieht man dabei fast nie, aber einen hohen Grad an Intelligenz: ich habe hier schon Katzen Fußgängerbrücken benutzen sehen und auch “Gassikatzen”, die auf der einen Straßenseite gewartet haben, bis Frauchen von der anderen Seite gerufen hat.

Die andere Großgruppe ist das Geflügelvieh. Es gibt Schwäne, Enten, Gänse. Meine ausgesuchten Lieblinge sind natürlich immer noch die Enten, die so traumhaft dämlich vor sich hinquaken; auch sekündlich im dünnen Eis einbrechende Schwäne sind gut vertreten. Aber die wahren Herrscher über den Federhimmel hier sind die Gänse. Die ziehen den ganzen Tag über die Grünflächen Reykjavíks und futtern den Rasen weg. Wenn sie dabei Straßen überqueren müssen – kein Ding. Keine Hupe auf keiner Hauptstraße hier könnte eine Gang testosterongesteuerter auf ihrem Wackelgang beschleunigen – und solcher Gruppen gibt es viele. Das System funktioniert aber, der Rasen ist kurz und die Gänse sind satt.

Jetzt der chronologische Teil. Letzten Samstag (Kater ließ grüßen) hat der weltberühmte Präsident der Malediven im Unigebäude eine Vorlesung gehalten. Dabei hat er dezent auf sein sinkendes Eiland aufmerksam gemacht und den gletscherschmelzenden Klimawandel verflucht – schön wars. Beflügelt davon habe ich gleich danach (also nach einem kurzen Gang durch die Bars des letzten Abends um meine Jacke wiederzufinden) nach einem Praktikumsplatz dort Ausschau gehalten, aber zukunftsorientiert haben die nur nach Hydrologen gesucht. Den Abend davor gab es wieder einen der hochgelobten, freibiergesegneten Science-Trips. Diesmal in einer von Frauen gegründeten Bank, die mehr weibliche Werte in die testosteronüberfrachtete Finanzwelt bringen will – eine wirklich sehr interessante Sache und das erste Mal überhaupt auf Englisch, was dem Ganzen noch eine gewisse Würze verliehen hat.

Seit Monaten schon planen wir einen Trip von Hveragerði nach Þingvellir, und morgen (in 4 Stunden) ist es dann also soweit, dass wir endlich unser Zelt satteln und Berge erklimmen können. Denkste! Ha! Vor ungefähr 3 Stunden hat sich nämlich der am schwersten benamste Vulkan Islands (Eyjafjallajökull – ausgesprochen “Eyijafjatlajökütl) dazu entschlossen auszubrechen. Sein Ausbruch wurde uns Vulkanologie-studierenden Leuten schon seit Wochen versprochen, und unsere Geduld war auch schon langsam erschöpft (ich habe ernsthaft darüber nachgedacht mal hinzufahren und ihm eine erlesene Auswahl meiner “deine mudder” Witze zu präsentieren und einfach mal dezent ranzupinkeln um ihn zu reizen). Die Nachricht hat sich in der Partyszene heute abend recht schnell verbreitet, und es war recht einfach zu untertscheiden wer von den Leuten Geo/graphie/logie studiert (frenetische Jubeltänze) und wer nicht (nix). Jedenfalls wurde der Trip spontan umgebucht, und in ein paar Stunden gehts los mit jüngst beschriebenen Klapperjeep zum Lavasurfing und Aschesammeln.

Bääääääääm!

Jo, schlussendlich hat sich endlich mal einer meiner Freunde die Mühe gemacht mich angemessen zu würdigen und auf komplett unsarkastische Art und Weise seine Wertschätzung mir gegenüber auszudrücken.

Schön. So, gute Nacht und Frieden auf der Welt, ich danke für die Aufmerksamkeit uuuuund singe uffta uffat uffta tätäräää (Hansa hat gewonnen!)

Warnung:

Lava kann an guten Tagen

dem gesunden Hautbild schaden

Montag, 1. März 2010

Sportlich

werde ich hier blended weitergebildet. Optisch. Nachdem ich meine Jugendschuhe Fußball-guckend abgetragen habe, werde ich hier ganz vorsichtig an weitere Sportarten herangeführt. Zuerst war das Wort, dann kam Handball – wonach Island verrückt ist und was mein Leben während der EM entscheidend beeinflusst hat. Ich war im dänischen Fernsehen, es gab Freibier und das öffentliche Leben (so auch die Uni) wurde während der Spiele weitgehend eingestellt.

Die letzten Tage habe ich dann zu großen Teilen hochgespannt mitfiebernd verbracht mit Curling (wonach viele Norweger verrückt sind, und wenns nur wegen der Hosen ist) und Eishockey, welches hier von Finnland und Kanada zelebriert wird. Heute abend ist es dann auch so weit: Finale! Kanada vs. USA, der Klassiker. Wieder im Bjarni Fel, wo letzte Nacht um 3 Finnland die Slowaken versohlt hat und es für beide Fangruppen Schnaps auf Kosten des Hauses gab. Auch ansonsten grandios: auf ein paar Bildschirmen das Spiel, auf anderen ein Rammstein-Konzert mit donnernden Bässen durch die Hausanlage und auf noch anderen durchaus leicht bekleidete Damen bei Modenschauen. Gute Mischung!

Während es im alten Festlandseuropa taut, gabs hier seit Mittwoch Nacht beachtliche Mengen Neuschnee, was in ausgedehnten Schneeballschlachten und Muskelkater im Arm resultiert. Dabei haben wir gutes timing bewiesen und waren Mittwoch nochmal wandern, wobei ich 2 Sachen gemerkt habe:1. umso kälter es ist, desto verrückter sieht die Landschaft aus, und 2. ich brauch dringend wieder Handschuhe. Wunderschöne Fotos gibts wie immer gratis dazu:

Eisquallen über anscheinend lebensmüden Algen –wer wächst denn da?


ein Feld von Schneeflügeln vor gewaltigem Blubbertopf


Schneeflügel mal live und in Farbe


geologische Feldstudien an Kissenlava


nochn Blubbertopf, ich könnte ihnen stundenlang zugucken


schwefelige Ablagerungen an Erdafter


farbenfrohes Island


uuuuuuund als Highlight des Tages: Eispilze zum bewundern und drin rumtrampeln

So, das wars in Kürze vom Polarkreis, Tschüssing!

Warzpulver:

Wenn ein neues Hansa-Spiel startet,
weiß man wenigstens, was einen erwartet.

p.s. aufgrund gewohnter Lahmarschigkeit der Verbindung kommt der Eintrag wieder einen Tag zu spät und ich kann verkünden, dass Kanada nach einem Herzschlagfinale den USA mit nem Golden Goal in der Verlängerung in den Amiwertesten getreten hat